Nachgefragt bei
Anna Bergmann

Das ist im wahrsten Sinne
des Wortes Volkstheater


Anfang Juli geht es los mit den Proben für unser diesjähriges Hauptstück: Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“. Mit einem Staraufgebot an Darsteller:innen wird die gefeierte deutsche Regisseurin Anna Bergmann diesen Klassiker als großen Gerichtstag mitten am Eduard-Wallnöfer-Platz in Telfs in Szene setzen. Wir haben Anna Bergmann nach ihrem ersten Lokalaugenschein in Telfs zu ihren Eindrücken und zu ihrem Einstand bei den Tiroler Volksschauspielen befragt.

 

Anna, was wusstest du von den Tiroler Volksschauspielen, ehe dich die Anfrage für eine Regie erreichte?

Anna Bergmann: Also ich wusste, dass es unglaublichen Spaß macht, hier zu arbeiten – und zwar durch meine hochgeschätzte Kostümbildnerin Lane Schäfer, die in der vergangenen Spielzeit ja die „7 Todsünden“ mit tollen Kostümen ausgestattet hat. Und ich wusste es natürlich auch von meinem langjährigen Dramaturgie-Freund Florian Hirsch und ebenso von Bühnenbildner Volker Hintermeier, dass alle dort großen Spaß hatten und es ein herrliches Programm war. Es wurde viel Werbung gemacht für diesen Ort. Und deswegen hatte ich wirklich große Lust, nun auch hier zu arbeiten.

 

Du hast natürlich schon in Wien inszeniert, aber noch nie in Tirol – was hat dich an diesem Auftrag gereizt? 

Also erstens, ich liebe die Österreicher und ich liebe dieses Land. Wie ich jetzt in Tirol war, habe ich mir nur noch gedacht: Wahnsinn, was für ein herrlicher Ort, was für eine schöne Gegend. Außerdem liebe ich die Sprache, der Dialekt ist so unfassbar schön, auch wenn ich nicht immer alles verstehe. Und ich finde den Menschenschlag einfach herrlich. Zudem freue ich mich sehr, dass ich jetzt das erste Mal Freilichttheater machen kann, das ist auf meinem bisherigen Inszenierungsweg bisher noch nicht vorgekommen.

 

Was war so dein erster Eindruck von Telfs und Tirol? Du warst ja jetzt das erste Mal hier für die Vorsprechen und hast dabei natürlich auch schon den Spielort gesehen.

 Diese Landschaft, diese Berge – das macht einen im ersten Moment fast atemlos. Tobias Moretti hat mich vom Bahnhof abgeholt und wir sind direkt in die Natur gefahren – Wahnsinn. Dann habe ich die Hirsche oben bei Gregor gesehen und konnte kaum glauben, dass man sich Hirsche als Haustiere halten kann. Dieser Ort, dieses Miteinander, diese Begeisterung, hier an diesem Ort, Theater für die Region zu machen, das alles hat mich schon wirklich schwer beeindruckt. Und den Elan, mit dem das Team an die Sache rangeht, finde ich wirklich toll.

 

Was ist dein persönlicher Zugang zu Volkstheater respektive Volksschauspiel?

Also zum einen muss ich sagen, es ist Theater für die Menschen und die Region dort. Das Zweite ist natürlich, dass man eine Fassung vom „Zerbrochnen Krug“ kreiert, die auf diesen Ort zugeschnitten ist. Und das Dritte ist, dass man ein ganz großes, unterhaltendes Spektakel auf diesen Marktplatz zaubert, von dem Jung und Alt, also eine ganz große Bevölkerungsbreite angesprochen wird. Das ist mir dabei ganz, ganz wichtig.

 

Inwiefern ist ein Klassiker mit einer elaborierten Kunstsprache wie Kleists „Zerbrochner Krug“ auch Volkstheater?

Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Volkstheater, weil die Menschen, die dort auftreten, aus dem Volk kommen. Das sind ja ganz einfache Bäuerinnen und Bauern, die dort auf dem Marktplatz Gericht abhalten über die Dinge, die sie in ihrem Leben gerade beschäftigen. Deswegen ist es sehr volksnah und auf jeden Fall auch ein Volksschauspiel.

 

Wie bereitest du dich auf diese Produktion vor?

Indem ich zunächst gemeinsam mit Florian Hirsch eine an den Ort und die Umstände angepasste Fassung erstelle und zusammen mit Bühnenbild und Kostümbild eine gemeinsame Ästhetik für die Inszenierung entwickle. Wir fragen uns also zunächst: In welcher Zeit spielt das? Wie sehen die Kostüme aus? Und was die Fassung anlangt: Da gibt’s natürlich die schon erwähnte Kunstsprache als Sprache der Gerichtsbarkeit. Aber wenn die Schauspielerinnen untereinander reden, könnte es auch mal in den Dialekt gehen. Was ich sehr schön fände, wäre eine Mischung aus Kunstsprache und Dialekt. Rein konzeptionell geht es aber vor allem darum, einen spannenden Abend auf die Bühne zu zaubern. Das ist das Allerwichtigste.

 

Was dürfen sich die Besucher:innen der Tiroler Volksschauspiele von diesem Theaterabend erwarten?

Ein großes Spektakel mit absoluter Starbesetzung. Das wird, glaube ich, ein ganz toller und spannender Theaterabend mit viel Unterhaltung und viel, viel Spaß. Und ich glaube, alle werden davon begeistert sein. Ich freue mich jedenfalls wahnsinnig auf diese Arbeit.

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