Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde der Tiroler Volksschauspiele,
als wir im Sommer 2025 die Salzburger Festspiele mit unserem unbeschreiblich schönen „Zerbrochnen Krug“ eröffneten, der LKW mit dem verrosteten Container vor 900 Menschen auf den Residenzplatz bretterte und die Seitenwand im Herunterklappen den Blick auf Dorfrichter Adams mobilen Gerichtssaal freigab, flüsterte der große Burgschauspieler Branko Samarovski: „Darum hab ich zum Theater wollen. Schauspieler werden.“
Wir treffen offenbar einen Nerv und zugleich mitten ins Herz… — das ist die Aufgabe des Theaters.
Als wir Sie mit „Romeo & Julia“ in eine andere (Zirkus-)Welt verzaubern durften, konnten Sie mit dieser greatest show on earth auch die greatest Zukunft der next Schauspiel-Generation erleben — das ist die Aufgabe des Theaters.
9 Dorfbühnen aus ganz Tirol feierten 4 Tage lang ausverkaufte Vorstellungen und machten Telfs zu einem Volksfest — das ist die Aufgabe des Theaters.
Zur Aufgabe gehört aber auch: sich vor keinem Thema zu scheuen. Sich Auseinandersetzungen und Konflikten zu stellen. Vor 65 Jahren haben die „Bumser“ Italien geschockt, die Welt hat damals ein Brennglas auf Südtirol gerichtet. Felix Mitterer hat darüber nach „Verkaufte Heimat“ das Stück „Die Feuernacht“ für uns geschrieben. Es erzählt von Courage und Zweifeln, von Flucht und Heimat, Freiheit und Identität. Wir werden für Sie in der Südtirolersiedlung eine Bühne aus Schutt bauen. Es wird kein Wikipedia-Theater. Wir erzählen Geschichten von Menschen in Zeiten des Aufruhrs, verstrickt in der großen Geschichte, die immer auch eine globale und sehr gegenwärtige ist. Herbert Pixner wird die Musik nicht nur komponieren, sondern auch jeden Abend live performen. Wir freuen uns wahnsinnig darauf.
Eine Epoche geht zu Ende, die neue hat ihre Ordnung noch nicht gefunden. Wir alle schauen zu, wie Karren gegen Wände fahren und Gewissheiten zu Zweifeln werden. Wir schlagen um uns oder erstarren wie das Kaninchen vor der Schlange — immer auf einem Auge blind. Mindestens.
Mit einem Nord- und Südtiroler All Star-Ensemble werden wir Ihnen in Kooperation mit den Vereinigten Bühnen Bozen Texte des ewigen Grenzgängers Joseph Roth im bewährten Format der Marathon-Lesung präsentieren: „Flucht ohne Ende“. Weitere Highlights des Programms werden zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.
Wir arbeiten wirklich sehr hart daran, alle Kartenwünsche befriedigen zu können — und daher bitte ich Sie, uns diesmal frühzeitig zu überfallen. Ich sag nur, der Heiligabend steht vor der Tür…
Wir freuen uns riesig auf Sie.
Herzlichst,